Was ist eine Freikirche
- im Gegensatz zu den Volkskirchen

Historische Wurzeln der Freikirchen


Wenn auch die Bewegung der Freikirchen bei uns keine lange Tradition hat, so geht doch ihre Entstehung  geschichtlich auf die 2. Hälfte des 16. und auf das 17. Jahrhundert zurück. Es ist eine Erscheinung, die vor allem als Folge und im gewissen Sinn als Weiterführung der Reformation des 16. Jahrhunderts anzusehen ist.

Im Jahrhundert der Reformation scheiterte der Versuch, durch ein universales Konzil gesamtkirchlich notwendige Reformen in Angriff zu nehmen. So kam es letztendlich zu den reformatorischen Kirchen als eigenständige Kirchen, die vor allem, durch die Rückbesinnung auf die Bibel als letzte Norm für alle Reformen, entscheidende Veränderungen gebracht haben. Doch die Tatsache der Verquickung von weltlicher und geistlicher Macht, der engen Verbindung und Abhängigkeit zwischen Staat, Kirche und Gesellschaft blieb auch in den reformatorischen Kirchen erhalten. In diesem Umfeld entstanden die sogenannten Freikirchen als eine Fortsetzung reformatorischer Bestrebungen. Das „Neue“ bestand darin, dass man den Begriff Kirche konsequent als „Gemeinschaft der an Jesus Glaubenden" und nicht als „Gemeinschaft aller Getauften“ - egal, ob sie persönlich glauben oder nicht - definierte. Diese Definition hatte weitreichende strukturelle Auswirkungen für die Entstehung des „freikirchlichen Modells“ von Kirche. Gerade darin zeigte sich das Bestreben, dem Vorbild des Urchristentums möglichst nahe zu kommen.

Auch wenn nun dadurch eigenständige „Kirchen“ entstanden, schnitten sich diese in keinster Weise von den Wurzeln und Anfängen des Christentums ab. Sie blieben auch fest auf dem Boden der ersten allgemeinen ökumenischen Konzile stehen, bei denen der Versuch unternommen wurde, die grundlegenden biblischen Glaubenswahrheiten über den Dreieinigen Gott in Form von formulierten Glaubensbekenntnissen für die ganze Christenheit gültig zusammenzufassen.

Das heutige Bild von Freikirchen ist nach wie vor in diesen geschichtlichen Wurzeln verankert, ist aber zugleich auch das Ergebnis und die Folge von verschiedenen geistlichen Aufbrüchen, Erweckungs-bewegungen und Erneuerungsbestrebungen, die vor allem im letzten Jahrhundert in der Gesamtchristenheit geschehen sind. So gibt es heute neben den großen älteren Freikirchen, die zum Teil in weltweiten Bünden zusammengefasst sind, auch eine Vielzahl von kleinen, jüngeren Freikirchen, die als Bewegungen oder unabhängige Einzelgemeinden existieren, aber durch ein Beziehungsnetzwerk miteinander verbunden sind.